Warum brauchte es die Erneuerung der Telematikinfrastruktur
Mit dem Abschluss der Umstellung der kbo-Telematikinfrastruktur wurde ein wesentlicher Baustein zur Digitalisierung und Vernetzung im Gesundheitswesen umgesetzt.
Die Telematikinfrastruktur spielt eine zentrale Rolle innerhalb des Krankenhauszukunftsgesetzes, da sie die Grundlage für die Digitalisierung und Vernetzung im Gesundheitswesen bildet. Nach erfolgter Ausschreibung des Umsetzungsprojektes im Herbst 2024 startete die Umstellung der Telematikinfrastruktur in fünf Gesellschaften der kbo.
In einem Interview zu diesem Thema erzählen Martin Stumpf, Leiter des Bereichs Kernsysteme und sein Team- und Projektleiter Maximilian Pielock, die Hintergründe eines erfolgreich abgeschlossenen Projektes.
Was war der Anlass für das Telematikinfrastruktur-Projekt, und welche zentralen Herausforderungen gab es bei der Umsetzung?

Was war der Anlass für das Telematikinfrastruktur-Projekt, und welche zentralen Herausforderungen gab es bei der Umsetzung?
Martin Stumpf: Der Auslöser des Telematikinfrastruktur-Projektes war, dass unser Dienstleister die Bereitstellung der Telematikinfrastruktur für Krankenhäuser einstellte. Damit wurde ein neuer Dienstleister gesucht und gefunden. Bei anschließender Beratung wurde das technische Vorgehen abgestimmt und der Ressourcen-Einsatz durch die ITBO-Projektleitung für das zeitaufwändige parallele Einrichten und Übertragen der Systeme geplant. Als Novum wurde beschlossen, zusätzlich zu den bestehenden Diensten ein Monitoring-Tool und eine Test-Umgebung einzuführen.
Maximilian Pielock: Dabei wurden nach Start der technischen Systemeinrichtung am 10. Januar 2025 innerhalb von 14 Tagen 476 Kartenlesegeräte für den Einsatz mit neuen Konnektoren vorbereitet.
Die erste Test-Umstellung fand am 28. Januar 2025 im kbo-Kinderzentrum München statt. Trotz anfänglicher technischer Herausforderungen konnte der Konnektorenwechsel mit dem kbo-Heckscher-Klinikum dann am 07.02.2025, drei Wochen vor dem geplanten Ende, erfolgreich abgeschlossen werden.
Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit zwischen den Teams der ITBO und den Ansprechpartnern vor Ort?
Herausforderungen – beispielsweise auf organisatorischer Seite – wurden durch die umfassende Zusammenarbeit der ITBO-Teams Medizintechnik und Inbetriebnahme-Management und Netzwerk- und IT-Security und auf Seiten der Gesellschaften gemeinsam gemeistert
Martin Stumpf: Da fällt mir spontan ein sehr positives Beispiel für optimale Zusammenarbeit ein.Im kbo-Inn-Salzach-Klinikum, in der Außenstelle in Freilassing, eröffnete Herr Schulze, der dortige IT-Beauftragte und Medico-Administrator, uns optimale Arbeitsbedingungen. Alle Räume, in denen hoch frequentierte Geräte standen, die eingerichtet und verbunden werden mussten, waren für uns zugänglich. Für Ärzte-Zimmer und Patientenaufnahmen wurden vorab festgelegte Zeitfenster bereitgestellt.
Aufgrund der Vielzahl von Kartenlesern konnten u.a. im kbo-Isar-Amper-Klinikum, Klinikum München Ost nicht auf Anhieb alle Kartenlesegeräte lokalisiert werden. Diese werden bis zum 2. Quartal 2025 umgestellt. Vor allem die Kartenleser der älteren Generationen bereiteten bei dem parallelen Einrichtungs- und Verbindungsprozess Probleme. Jedoch konnten die Kartenleser beim zweiten oder dritten Versuch erfolgreich umgestellt werden.
Der Einsatz des Teams Medizintechnik und Inbetriebnahme-Management wurde durchgängig unterstützt durch die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden des Teams Netzwerk- und IT-Security (NIS). Dieser Umstand ist hervorhebenswert, weil das gesamte Team NIS im Projekt involviert war und maßgeblich zum Erfolg beitrug.
Vor Ort im Einsatz: Erfahrungen und Einblicke aus der TI-Umstellung
Eine Ärztin fragte: „Wie funktioniert der Zusammenhang zwischen Kartenleser und Medico?“

Sven Kühn: Ich war im kbo-Isar-Amper-Klinikum am Standort Dachau und im kbo-Heckscher-Klinikum an den Standorten Rottmannshöhe und Wolfratshausen. Hier wurde ich sehr freundlich empfangen und es wurde mir bereitwillig von allen Ärztinnen und Ärzten der Zugang zu den Kartenlesegeräten gewährt. Es gab Nachfragen durch Ärztinnen und Ärzte und das Klinikpersonal vor Ort, die ich durch die Einweisung durch Herrn Pielock und Herrn Pehlivan, Mitarbeitende unseres Teams Medizintechnik und Inbetriebnahme-Management, gezielt beantworten konnte.
In enger Kommunikation mit dem Netzwerk- und IT-Security - und dem Medizintechnik und Inbetriebnahme-Management-Team konnte ich die Unterbrechungen für die Ärztinnen und Ärzte gering halten, was vor Ort wohlwollend zur Kenntnis genommen wurde. Auch kleinere IT-Probleme, wie das Einrichten eines Druckers oder Hilfe bei MS-Word und -Outlook, konnte ich direkt lösen. Bei einigen Fragen konnte ich den Nutzern auch über unsere Wissensdatenbank im Serviceportal zeigen, wie sie selbständig nach Lösungsansätzen bei IT-Fragen suchen können.
Der persönliche Besuch vor Ort hat sicherlich dazu beigetragen, unser IT-Team nahbarer zu machen und damit Distanzen verkürzt. Es war ein spannender Perspektivwechsel für die Ärzteschaft wie auch für mich.
Zwischen Technik und Teamwork: IT-Integration in der Klinik

Alexander Püschel: Da ich bisher ausschließlich mit Applikationen des Bezirks Oberbayern zu tun hatte, war es besonders interessant für mich, einen Teil der „kbo-Seite“ kennenzulernen. Wir wurden immer freundlich von den Kolleginnen und Kollegen vor Ort empfangen, was in Anbetracht des oft stressigen klinischen Alltags nicht immer selbstverständlich erscheinen mag.
Drei Wochen war ich beinahe täglich zu unterschiedlichen Standorten unterwegs, deren Anfahrt teilweise eineinhalb Stunden dauerte. Dann ging‘s los: Ankommen, am neuen Standort orientieren und Ansprechpartner finden … Klären, warum wir vor Ort sind und was wir vorhaben. Kartenlesegeräte ausfindig machen und die grobe Planung, in welcher Reihenfolge wir uns vorarbeiten. Oft mussten wir uns zeitlich mit Ärztinnen und Ärzten abstimmen, da im laufenden Betrieb natürlich auch Patientenverkehr war.
Und schließlich Prozedur des Einrichtungs- und Verbindungsprozesses, mit allem, was dazugehört! Manchmal ging es sehr zügig, in ein paar Minuten, manchmal dauerte es eine halbe Stunde.
Im kbo-Isar-Amper-Klinikum in Taufkirchen zum Beispiel, durfte ich den sehr freundlichen und kompetenten IT-Beauftragten vor Ort, Herrn Johannes Schmid, kennenlernen. Ohne seine Kenntnisse über die Standorte der Kartenlesegeräte und vor allem seinem Generalschlüssel wäre es unmöglich gewesen, in zwei „halben“ Tagen alle Geräte, es waren an die 40 Stück, in Taufkirchen einzurichten und zu verbinden.
Das Projekt hat mir viel Spaß gemacht, obgleich es streckenweise aufgrund der dichten Kommunikation mit allen Ansprechpartnern und der Vielzahl der Einsatzorte auch sehr fordernd war.
Besonders motivierend empfand ich die hervorragende Zusammenarbeit der verschiedenen Teams, die offene und effektive Kommunikation sowie den insgesamt reibungslosen Ablauf – insbesondere, wenn es darum ging, gemeinsam Lösungen für auftretende Probleme zu finden.
Von Backend zu Klinikalltag: Ein Tapetenwechsel mit vielen neuen Erfahrungen

Natalie Holste: Früher war ich oft im klinischen Umfeld tätig, während ich mittlerweile vor allem im Backend arbeite. Umso mehr habe ich mich gefreut, jetzt wieder direkt an der Klinikfront zu sein – eine willkommene Abwechslung vom gewohnten Alltag.
Drei Wochen lang war ich täglich an verschiedenen kbo-Standorten unterwegs, darunter Wasserburg, Haar, Fürstenfeldbruck und Freising. Diese Standorte – und noch viele mehr – gehören zu verschiedenen kbo-Gesellschaften, darunter das Inn-Salzach-Klinikum und das Heckscher-Klinikum. Dort haben wir Kartenterminals, wie Cherry und Ingenico, mit den neuen Systemen eingerichtet. Die Geräte befanden sich an unterschiedlichsten Orten – von Arztzimmern, Empfangsräumen und Sekretariaten, bis hin zu den diversen Stationen. Selbst in dunklen Kellerräumen waren sie zu finden. Oft mussten wir sie erst suchen oder ältere Versionen durch ein Update auf den neuesten Stand bringen. Aufgrund des klinischen Alltags waren die Geräte nicht immer sofort zugänglich. Trotz dieser Herausforderungen waren die Kolleginnen und Kollegen vor Ort ausgesprochen hilfsbereit und fanden schnell Lösungen. Besonders angenehm war auch der herzliche Empfang – samt regelmäßiger Kaffeeversorgung!
Besonders positiv war die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich bislang kaum Kontakt hatte. Durch den direkten Austausch haben wir nicht nur neue Perspektiven gewonnen, sondern auch die Kommunikation innerhalb der ITBO gestärkt – etwas, wovon wir zukünftig sicher profitieren werden.
Sicherheit in der Telematikinfrastruktur: Hohe Standards für den Schutz sensibler Gesundheitsdaten

Das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) zielt darauf ab, Krankenhäuser zu modernisieren – insbesondere in den Bereichen stationäre Notfallversorgung und Digitalisierung. Ein zentrales Anliegen ist die Einführung bundesweiter Standards. Zudem soll das Gesetz die Vernetzung innerhalb des Gesundheitswesens verbessern.
Ein tragender Baustein hierzu ist die Verjüngung und Optimierung der bereits bestehenden Telematikinfrastruktur in den Einrichtungen der kbo. Sie ermöglicht eine sichere und effiziente Kommunikation zwischen Arztpraxen und Krankenhäusern, sodass medizinische Dokumente schnell und geschützt übermittelt werden können. Dies trägt dazu bei, Mehrfachuntersuchungen zu vermeiden und das Gesundheitssystem insgesamt effizienter zu gestalten.
Woraus besteht die Telematikinfrastruktur?
Die Telematikinfrastruktur vernetzt Arztpraxen, Krankenhäuser und Apotheken sicher miteinander. Dafür werden verschiedene Komponenten genutzt:
- Der Konnektor stellt die sichere Verbindung zum Telematikinfrastruktur-Netzwerk her.
- Kommunikation im Medizinwesen (KIM) ermöglicht den sicheren Austausch medizinischer Dokumente per E-Mail.
- Der Elektronische Heilberufsausweis (eHBA) dient der Identifikation von Ärzten.
- Die Institutionskarte (SMC-B) ist für Praxen, Krankenhäuser und Apotheken erforderlich.
- Die Elektronische Gesundheitskarte (eGK) dient der Authentifizierung von Versicherten und speichert wichtige medizinische Daten wie Notfalldaten und den Medikationsplan.
- Die Elektronische Patientenakte (ePA) erlaubt Versicherten den mobilen Zugriff auf ihre Gesundheitsdaten und erleichtert Ärzten die Einsicht in frühere Behandlungen.
- Das E-Rezept ersetzt das Papierrezept und ermöglicht eine digitale Übermittlung an Apotheken für eine schnellere Medikamentenversorgung.
Durch diese Komponenten sorgt die TI für eine effizientere und sicherere Gesundheitsversorgung.
Wie sicher ist die Telematikinfrastruktur?
Da medizinische Daten besonders schützenswert sind, unterliegt die Telematikinfrastruktur hohen Sicherheitsstandards. Die Anwendungen werden in Zusammenarbeit mit dem Datenschutzbeauftragten und dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik entwickelt.
Wichtige Komponenten der Telematikinfrastruktur werden vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik zertifiziert, nachdem sie von unabhängigen Prüfstellen geprüft wurden. So wird sichergestellt, dass die hohen Sicherheitsanforderungen erfüllt werden.
Gertrud Engstle | 19.03.2025
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Bildquelle: Pixabay, ITBO